Der 5S-Endgegner für Lean Berater - Die persönliche Werkzeugkiste

6/24/20252 min read

Der 5S-Endgegner für Lean Berater - Die persönliche Werkzeugkiste

In vielen Unternehmen gibt es sie noch – diese „usselige“ blaue Werkzeugkiste. Meist gehört sie Manfred, Peter, Carsten oder Klaus. Keiner der Kollegen findet sie besonders attraktiv, geschweige denn ergonomisch. Doch weil der Zweck die Mittel heiligt, werden diese Kisten gut versteckt und abgeschlossen aufbewahrt.

Wie es dazu kommt?
Manfred, Peter und Klaus arbeiten im Drei-Schicht-Betrieb. Zu Beginn gab es nur eine Werkzeugkiste für alle – logisch und erstmal sinnvoll (es bringt ja auch nicht jeder Logistikmitarbeiter seinen eigenen Stapler mit zur Schicht 😉).

Doch nach wenigen Wochen kam die erste Beschwerde über die Unordnung der anderen. Die Lösung? Jeder bekommt seine eigene Kiste.
Das eigentliche Problem:
Eigentlich will niemand diese Kiste wirklich haben. Doch anstatt eine nachhaltige Lösung zu finden, werden oft Entscheidungen getroffen, die das Problem eher "verschlimmbessern" als lösen. Eine echte Verbesserung erfordert anfangs mehr Aufwand, bringt aber am Ende das bessere Ergebnis – und darauf kommt es doch an!

Wer schon einmal vorgeschlagen hat, diese Kisten abzuschaffen, kennt die Reaktion der Kollegen. Nicht, weil sie so sehr an den Kisten hängen, sondern weil sie sich nicht vorstellen können, dass das Teilen von Werkzeugen über drei Schichten hinweg funktioniert.

Denn woher soll dieser Glaube kommen, wenn die positive Erfahrung fehlt?

Ganz einfach, Praxis, Praxis, Praxis...
In meinen Workshops stoßen wir immer wieder auf diese Kisten – oder auf persönliche Werkzeugwagen . Mittlerweile gelingt es mir in 9 von 10 Fällen, die Kollegen davon zu überzeugen, auf persönliche Kisten zu verzichten und 5S eine Chance zu geben.
Ein einfacher Satz kann den entscheidenden Unterschied machen:
„Lass uns das doch mal für vier Wochen ausprobieren. Wenn es nicht klappt, prüfen wir die Gründe. Und falls wir keine Lösung finden, bekommst du deine Kiste zurück. Deal?“
Diese Herangehensweise gibt den Kollegen Sicherheit – und funktioniert fast immer. In dem einen von zehn Fällen dauert es manchmal länger, oder jemand wartet schlicht auf die Rente. 😉
Ein Gedanke zum Schluss:
Stellen Sie sich vor, wie viele Jahre Ihr Unternehmen keine neuen Werkzeuge mehr kaufen müsste, wenn alle ungenutzten Werkzeuge zentral gebündelt würden. Die Prozessgeschwindigkeit bei der Wiederbeschaffung würde enorm steigen!

Mein Job ist es nicht nur, Führungskräfte in Theorie und Strategie zu schulen, sondern vor allem, die Menschen vor Ort bei der praktischen Umsetzung zu begleiten. Wenn Carsten, Peter, Klaus, Hasan oder Viktor es einmal selbst gemacht haben – sei es am Materialschrank, einer Anlage, einem Regal, einer Werkbank oder einem Packtisch – dann bleibt es im Kopf und kann nachhaltig im Unternehmen umgesetzt werden.